Oberdieck-Preis 2020 an Jürgen Sinnecker

Der Oberdieck-Preis wird jährlich für die beste Erhaltungs­arbeit für seltene und bedrohte Obst­sorten vergeben. Er wird von der Stadt Naumburg in Hessen, dem Pomologen-Verein, dem Nabu-Bundes­verband und dem Land Hessen gemeinsam ausgelobt und vergeben.

Das Vergabe­gremium dieser Institutionen hat sich dieses Jahr für den Preis­träger Jürgen Sinnecker aus Zehdenick in Brandenburg entschieden. Herr Sinnecker hat in besonderer Weise den Sinn des Preises, die Vielfalt der Obst­sorten zu erforschen, das Wissen um sie weiter­zugeben und sie damit zu erhalten, erfüllt. Herr Sinnecker hat sich damit in einem so hohen Maße identifiziert, dass er sich selbst als „der Apfel­mann“ bezeichnet und auch vielen als solcher bekannt ist.

Besucht man/frau seine Internet­seite, fällt einem sofort auf, wie vielseitig Jürgen Sinnecker ist: Alle Aspekte des Obst­anbaus werden ange­sprochen und zwar aus der Perspektive derjenigen, die sich dafür interessieren, nicht aus einer wissen­­schaftlichen Perspektive heraus. Jürgen Sinnecker liebt das Obst und alles, was damit zusammen­hängt, und er kennt und vermittelt soviel Liebens­wertes und interessantes, dass der Funke überspringt, Menschen für das Obst und letzten Endes für die Natur generell zu begeistern. Die Vielfalt, z. B. auch bei den Schmetterlingen, die die Obst­wiesen besuchen, wird durch die Darstellung und wunder­schönen Fotografien Sinneckers anschaulich vermittelt.

So ist die Frage­stellung des Oberdieck-Preises, das Aufsuchen, Sichern und Wieder­verbreiten von alten Obst­sorten nur natürlich im gesamten Kontext der Liebe zum Obst, zu seinen Formen und Farben, Geschmäckern und Besonder­heiten zu sehen. Im Vorschlag der Landesgruppe Berlin-Brandenburg wird auch deutlich, um wie viele Obst­sorten sich der Preis­träger kümmert, insbesondere auch um unbekannte oder wenig verbreitete Lokal­sorten. Zum Beispiel „Hasenköppe“ oder „Schafsnasen“ kennzeichnen die außer­­gewöhnliche Form mancher Äpfel, bezeichnen aber eine Vielfalt von Lokal- und Regional­sorten, die sonst nirgendwo beschrieben wurden. So finden wir den „Hasenkopf“ aus Bredereiche bei Fürstenberg, die „Rote Schafsnase“ und die „Rotgetreifte Gelbe Schafsnase“ aus der Uckermark. Alles Sorten, die nicht durch ihren Wohl­geschmack auffallen, aber durch ihren Charakter!

Der Karower Landapfel und der Zehdenicker Landapfel wurden zwar aufgeführt und der letztere auch bei den zahl­reichen, von Jürgen Sinnecker liebevoll gestalteten Obst­ausstellungen ausgestellt, ihre text­liche und bildliche Bearbeitung auf der Interne­tseite steht jedoch noch aus. Wie Einiges auf dieser liebevoll gestalteten Internet­seite zeigt, hat Jürgen Sinnecker so viel angestoßen, so viele Samen in die Herzen der Kinder und Jugend­lichen gelegt und so viel Begeisterung und Interesse bei allen möglichen Menschen geweckt, dass es um die Vielfalt der alten Obst­sorten in Zehdenick und Umgebung auch in Zukunft gut bestellt sein wird.

Im Namen der Mitglieder des Vergabe­gremiums „Oberdieck-Preis“ gratuliere ich Herrn Jürgen Sinnecker ganz herzlich zum Oberdieck-Preis 2020 und wünsche ihm für die Zukunft Gesundheit und alles Gute!

Marburg, den 21. November 2020

für das Oberdieck-Preis-Komitee

gez. Dr. Norbert Clement