Oberdieck-Preis 2024 an Dr. Michael und Bettina Schlitt

Am 26.10. 2024 wurden in Naumburg das Ehepaar Bettina und Michael Schlitt aus Görlitz mit dem Oberdieck-Preis 2024 ausge­zeichnet. Der Oberdieck-Preis wird gemeinsam vom Pomologen-Verein e.V., der Stadt Naumburg, dem Land Hessen und dem NABU-Bundes­verband vergeben. Er steht für heraus­ragende Leistungen auf dem Gebiet der Erhaltung seltener Obst­sorten, insbesondere dem Auf­spüren verschollener Sorten, deren Wieder­verbreitung und der Weiter­gabe von Information und der Zusammen­arbeit mit anderen Pomologen. Das Ehepaar Schlitt, für das Dr. Michael Schlitt den Preis von Laudator Dr. Norbert Clement vom Pomologen-Verein den Preis entgegen nahm, erfüllte diese Voraus­setzungen in besonderer und vorbildlicher Weise. Nicht nur wurden von den Preis­trägern systematisch ca. 300 Obst­sorten, die in Sachsen früher einmal vorkamen, aus der Literatur heraus unter­sucht, aufgespürt, gesammelt und in einem „Pomarium Saxonicum“ aufge­pflanzt. Darüber hinaus legten sie mit über 60 Sorten die größte europäische Sammlung von Hasel­nuss-Sorten an, was angesichts der schwierigen Beschaffung und der dürftigen Literatur­lage eine besondere Leistung darstellt. In jahre­langer intensiver Arbeit wurden hierzu Beziehungen zu den wenigen Erhaltern in Europa geknüpft, gepflegt und schließlich erfolg­reich umgesetzt. Allein diese Leistung würde schon einen Oberdieck-Preis recht­fertigen, ist beileibe jedoch nicht alles.

Die Heraus­forderungen des 21. Jahr­hunderts mit dem fort­schreitendem Klima­wandel, dem vermehrten Auftreten von Schad­erregern und Krank­heiten, den Dürren und Frost­ereignissen führten Bettina und Michael Schlitt dazu, sich mit den möglichen Antworten zu befassen und in zahl­reichen Publikationen Lösungs­möglich­keiten sowohl hinsicht­lich der Sorten­wahl als auch möglicher Kultur­maß­nahmen vorzu­schlagen. Weitere Themen waren z. B. Publikationen über den monetären Wert einer Streuobst­wiese („Natur­kapital Streuobst­wiese“), die Heraus­gabe detaillierte Pomologien über „Sachsens Historische Obst­sorten“ und in Zusammen­arbeit mit Jan Bade und Jens Meyer „Sachsens Historische Apfel­sorten“. 

Besonders hervor­zuheben ist die erstaun­lich produktive Zusammen­arbeit mit anderen Pomologen, z. B. mit Dr. Annette Braun-Lüllemann, die zur Sichtung und Sicherung des „Kirschen­schatzes“ der Oberlausitz mit vielen, zum Teil überaus seltenen Süßkirschen­sorten. Schließlich ist die lang­fristige Sicherung aller Sorten durch die Gründung der  „Oberlausitz-Stiftung“ zu nennen und die Aufnahme der Sorten in die Deutsche Genbank Obst und das Erhalter­netzwerk Obstsorten­vielfalt des Pomologen-Verein e.V. 

So bleibt noch, den beiden Preis­trägern eine weitere erfolgreiche Fort­setzung ihrer Arbeit zu wünschen.

Norbert Clement