Oberdieck-Preis 2024 an Dr. Michael und Bettina Schlitt

v. links: Gerd Bergmann (LLH), Dr. Norbert Clement (Pomologen-Verein e.V), Dr. Michael Schlitt (Preisträger), Stefan Hable (Bürgermeister Stadt Naumburg), Karin Rietmann (NABU – AG Streuobst)
Foto: Claudia Thöne

vorne: Claudia Thöne (Stadt Naumburg), Dr. Michael Schlitt (Preisträger), Karin Rietmann (NABU – AG Streuobst)
hinten: Gerd Bergmann (LLH), Stefan Hable (Bürgermeister Stadt Naumburg), Dr. Norbert Clement (Pomologen-Verein e.V)
Foto: Bärbel Dollhopf
Am 26.10. 2024 wurden in Naumburg das Ehepaar Bettina und Michael Schlitt aus Görlitz mit dem Oberdieck-Preis 2024 ausgezeichnet. Der Oberdieck-Preis wird gemeinsam vom Pomologen-Verein e.V., der Stadt Naumburg, dem Land Hessen und dem NABU-Bundesverband vergeben. Er steht für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Erhaltung seltener Obstsorten, insbesondere dem Aufspüren verschollener Sorten, deren Wiederverbreitung und der Weitergabe von Information und der Zusammenarbeit mit anderen Pomologen. Das Ehepaar Schlitt, für das Dr. Michael Schlitt den Preis von Laudator Dr. Norbert Clement vom Pomologen-Verein den Preis entgegen nahm, erfüllte diese Voraussetzungen in besonderer und vorbildlicher Weise. Nicht nur wurden von den Preisträgern systematisch ca. 300 Obstsorten, die in Sachsen früher einmal vorkamen, aus der Literatur heraus untersucht, aufgespürt, gesammelt und in einem „Pomarium Saxonicum“ aufgepflanzt. Darüber hinaus legten sie mit über 60 Sorten die größte europäische Sammlung von Haselnuss-Sorten an, was angesichts der schwierigen Beschaffung und der dürftigen Literaturlage eine besondere Leistung darstellt. In jahrelanger intensiver Arbeit wurden hierzu Beziehungen zu den wenigen Erhaltern in Europa geknüpft, gepflegt und schließlich erfolgreich umgesetzt. Allein diese Leistung würde schon einen Oberdieck-Preis rechtfertigen, ist beileibe jedoch nicht alles.
Die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts mit dem fortschreitendem Klimawandel, dem vermehrten Auftreten von Schaderregern und Krankheiten, den Dürren und Frostereignissen führten Bettina und Michael Schlitt dazu, sich mit den möglichen Antworten zu befassen und in zahlreichen Publikationen Lösungsmöglichkeiten sowohl hinsichtlich der Sortenwahl als auch möglicher Kulturmaßnahmen vorzuschlagen. Weitere Themen waren z. B. Publikationen über den monetären Wert einer Streuobstwiese („Naturkapital Streuobstwiese“), die Herausgabe detaillierte Pomologien über „Sachsens Historische Obstsorten“ und in Zusammenarbeit mit Jan Bade und Jens Meyer „Sachsens Historische Apfelsorten“.
Besonders hervorzuheben ist die erstaunlich produktive Zusammenarbeit mit anderen Pomologen, z. B. mit Dr. Annette Braun-Lüllemann, die zur Sichtung und Sicherung des „Kirschenschatzes“ der Oberlausitz mit vielen, zum Teil überaus seltenen Süßkirschensorten. Schließlich ist die langfristige Sicherung aller Sorten durch die Gründung der „Oberlausitz-Stiftung“ zu nennen und die Aufnahme der Sorten in die Deutsche Genbank Obst und das Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt des Pomologen-Verein e.V.
So bleibt noch, den beiden Preisträgern eine weitere erfolgreiche Fortsetzung ihrer Arbeit zu wünschen.
Norbert Clement