Oberdieck-Preis 2025 an Dr. Clemens Alexander Wimmer
Bei einer Frühjahrstagung des Pomologen-Vereins e. V. in der verdi Jugendbildungsstätte in Naumburg wurde am Samstag, 3. Mai, der begehrte Oberdieck-Preis in Höhe von 2.000,– € für das Jahr 2025 übergeben. Der Preis würdigt den Einsatz zur Erhaltung der Obstsortenvielfalt und hier speziell für den Erhalt der alten Obstsorten. Durch die Etablierung der Tagung des Pomologen-Vereins in Naumburg hat sich der Frühjahrstermin zur Übergabe des Preises bewährt. Der Wechsel von den Hessischen Pomologentagen im Herbst zur Frühjahrstagung mit einem großen pomologisch interessierten Publikum bedingt nun einen neuen Abgabetermin einer Bewerbung immer zum 31. Dezember eines jeden Jahres. (Oberdieck-Preis siehe Hintergrund).
Die Gartenbaubibliothek ist seit 1965 Teil des Bestandes der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin. Als Sondersammlung wird sie dort in enger Kooperation mit dem eingetragenen Verein „Deutsche Gartenbaubibliothek“ erweitert, gepflegt und digitalisiert.
Der Oberdieck-Preisträger 2025, Herr Dr. Clemens Alexander Wimmer, ist seit 1990 ehrenamtlich im Vorstand der Deutschen Gartenbaubibliothek e. V. tätig und setzt seine Erfahrungen als Gartenhistoriker mit hohem persönlichen Einsatz zum Nutzen des Vereins und seiner Ziele ein. Insbesondere ist und war ihm die Dokumentation und Erhaltung alter Kulturpflanzensorten ein besonderes Anliegen. So wundert es nicht, dass er sich auch in vielfacher Weise für die Bewahrung der Obstsortenvielfalt einsetzt, insbesondere durch die Erhaltung und Sammlung historischer und aktueller pomologischer Literatur.
Dr. Clemens Alexander Wimmer setzt sich hier ehrenamtlich dafür ein, wichtige pomologische Werke in der Gartenbaubibliothek zu digitalisieren und so die Inhalte für eine weitgefächerte Nutzung zur Verfügung zu stellen. Einzelne pomologische Abhandlungen sind nur in der Gartenbaubibliothek vollständig digital gesichert.
Grundlage der Obstsortenbestimmung gerade auch bei Sorten vergangener Jahrhunderte sind die Beschreibungen von Obstsorten in der Fachliteratur, denn häufig fehlen nachvollziehbare Fruchtproben. Durch Abgleich mit der Literatur wurden schon einige Sorten wiederentdeckt oder es wurde herausgefunden, dass eine Sorte unter zwei Namen existiert (Kaiser Wilhelm ist Peter Broich – Umbenennung in 1864), der derzeitige Korbiniansapfel im Handel ist Stina Lohmann zuzuordnen. Der ursprüngliche Korbiniansapfel ist verschollen. Pomologische Enthusiasten haben die zu ihrer Lebenszeit wachsenden Obstsorten mit vielen kennzeichnenden Worten beschrieben. Als Abbildung wurden detaillierte Zeichnungen hinzugefügt, die die charakteristischen Merkmale gut hervorheben. Die Bände berühmter Pomologen wie Diel & Oberdieck (mit Lucas und Jahn) aus dem 19. Jahrhundert sind so zu Liebhaberwerken geworden, die heute auch in Privatsammlungen stehen.
Dr. Clemens Alexander Wimmer tauscht sich mit Experten aus, so u. a. mit den Bibliotheken in Frankreich, England, Russland und Schweden und setzt sich dafür ein, dass wichtige Gartenliteratur und pomologische Literatur angekauft und digitalisiert wird. Im Rahmen der Frühjahrstagung konnte er in einem Vortrag die Entwicklung der Deutschen Gartenbaubibliothek e. V. und seine umfangreiche ehrenamtliche Arbeit vorstellen.
Schwerpunkte der Frühjahrstagung waren Vereinsarbeit und Klimaanpassung/-auswirkungen im Streuobst. 56 Teilnehmende vor Ort und 40 Personen, die online zugeschaltet waren, informierten sich ausgiebig über
- Unterlagen im Obstbau (Welche Unterlagen haben sehr alte Bäume? Wechselwirkung Unterlage/Sorte, sind lokale Sorten geeignet?)
- Sicherung von Obstsorten durch Meristemvermehrung in Vitro
- APP kvmobile des Pomologen-Verein e. V. zur Erfassung der Streuobstbestände
- Kirschenbestimmung in der Deutschen Genbank Obst
- Schwarzer Rindenbrand an Kernobst
- Lebensraum Totholz
- Vereinsstrukturanpassung in einem bundesweiten Verein mit mehr als 2.500 Mitgliedern
Hintergrund:
Der Pomologen Verein e. V., die Industrie- und Handelskammer Kassel und die Stadt Naumburg verleihen 1999 erstmals einen Geldpreis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen im Obstbau. Bei der zu fördernden Maßnahme soll es sich um ein Projekt zur Erhaltung der Vielfalt alter Obstsorten in Deutschland handeln.
Nach dem Vorbild des bedeutenden Pomologen OBERDIECK im 19. Jahrhundert soll er Oberdieck-Preis genannt werden. Im Jahr 2009 übernimmt das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz den Anteil der Industrie- und Handelskammer auf Antrag des Pomologen Vereins e. V. Im Jahr 2020 tritt der NABU-Bundesverband AG Streuobst dem Verleihungsorgan bei.
Das zu fördernde Projekt soll beispielgebend die Bewahrung der Obstsorten-Vielfalt durch persönlichen Einsatz, kluge, vorausschauende Planung und kooperative Zusammenarbeit demonstrieren. Somit sollte als Maßstab der Bewertung das persönliche Engagement auch in schwierigen Situationen, die durchdachte Konzeption und Methode (z. B. bei dem Aufspüren alter Obstsorten oder der Anlage eines Sortengartens) und die Fähigkeit, mit anderen Personen und Institutionen zusammen zu arbeiten, dienen. Dabei muss nicht unbedingt ein perfektes Projekt vorgestellt werden, sondern auch ideenreiche, unkonventionelle Ansätze sind willkommen. Der Preis soll nur für bereits begonnene und mittlerweile schon zu einem substantiellen Ergebnis gekommene Projekte, nicht jedoch für Projekte, die sich im Planungsstadium befinden, vergeben werden.