Die Verleihung der Eduard Lucas-Medaille für das Jahr 2015 fand am 12.09. im Natur-Genuss-Zentrum an der oberen Mühle in Bad Ditzenbach-Gosbach vor einer großen Anzahl von interessiertem Fachpublikum statt. Die Medaille wird gemeinsam vom „Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten – Rettet die Champagner Bratbirne“ und dem Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz überreicht. Sinn und Zweck der Medaille ist es Personen, die sich bei der Erhaltung der heimischen Streuobstwiesen und der alter Obstsorten Verdienste erworben haben, zu ehren. Diese Personen haben Vorbildcharakter, und der Verein erwartet, dass sich viele Personen an diesen Vorbildern orientieren und sich für den Erhalt der heimischen Streuobstwiesen engagieren, denn wenn man den Gesundheitszustand unserer Streuobstbestände anschaut, ist dies dringend notwendig.
Nach Grußworten des Bürgermeisters und des Landrats für den Kreis und das Streuobstparadies informierte Walter Hartmann über die Ziele des Vereins und die Ausschreibung und Auswahl des Kandidaten. Auf die Ausschreibung der Medaillenvergabe gingen zahlreiche Bewerbungen ein. Der Vergabeausschuss des Vereins konnte sich dann auf eine Person einigen und zwar auf den Pomologen Hans Thomas Bosch. Dieser befasst sich schon seit Jahren mit der Erfassung und Bestimmung alter Obstsorten.
Die Übergabe der Urkunde erfolgte durch Minister Bonde und die Vergabe der Medaille durch den Vorsitzenden des Vereins Jörg Geiger. In seiner Laudatio betonte Minister Bonde den vielseitigen Einsatz von Herrn Bosch zur Erhaltung alter Sorten und der Streuobstwiesen. Hans Thomas Bosch ist 1963 in Geislingen an der Steige geboren und wuchs ganz in der Nähe der Medaillenverleihung in Türkheim auf. Der Diplom Agraringenieur besuchte die Fachhochschule in Nürtingen und hatte bald einen Ruf als Kenner alter Apfelsorten. Er wohnt heute in Überlingen. In vielen Obstsortenaustellungen tritt er als Spezialist bei der Sortenbestimmung auf. In mehren Projekten führte er Kartierungen in Streuobstbeständen durch, so z. B. ein durch die Eu gefördertes „Leader“ Projekt im Allgäu. Er dokumentiert die alten Bäume und speichert ihren Standort mit Hilfe eines GIS-Systems (Geoinformationssystem). So kann genau nach verfolgt werden, wo welcher alte Apfel- oder Birnbaum steht. Er machte auch Bestandsaufnahmen im Saarland und in der Westpfalz und wirkte bei dem Projekt „Erhaltung alter Obstsorten im Bodenseeraum“ mit. Er war auch bei der Aktion „Gemeinsam gegen Feuerbrand“ im Bodenseeraum beteiligt.
Hans Thomas Bosch ist aber auch ein Spezialist bei der Pflege alter Obstbäume. Er erarbeitete ein Sanierungs- und Pflegekonzept von Streuobstbeständen und hat eine besondere Methode für den Schnitt dieser großkronigen Bäume entwickelt. Durch einen Erneuerungsschnitt soll eine Regeneration der Krone und der Wurzel alter Bäume erfolgen. Hans Thomas Bosch vernetzt hier die tradtionellen Obstbaumpflegemethoden mit den Kenntnissen der modernen Baumpflege. Seine Erfahrungen hat er in der Broschüre „Kronenpflege alter Obstbaumhochstämme“ veröffentlicht. Sie wurde schon mit über 5000 Exemplaren verkauft, und er arbeitet gerade an einer Neuauflage. Er ist auch ehrenamtlich tätig und war lange Zeit stellvertretender Vorsitzender des deutschen Pomologenvereins, und heute noch wird er als der Ansprechpartner beim Landesverband Baden-Württemberg geführt.
In seiner Dankesrede verglich der Medallienträger den Pomologen Eduard Lucas, der mit seinem pomologischen System zur Ordnung der Obstsorten heute noch aktuell ist, mit der Arbeit der heutigen Pomologen und meinte, dass es diese heute leichter hätten, da neben der Digitalfotografie auch die Anlage eines GIS-gestützten Sortenkatasters möglich ist. Umso beeindruckender ist es, dass Lucas in 38 Jahren 47 Bücher herausbrachte. Eines dieser Bücher, nämlich den Nachdruck von Lucas „Auswahl württembergischer Kernobstsorten“, überreichte Hans-Thomas Bosch dann Minister Bonde.
Im Anschluß an den Festakt führte der ehemalige Fachberater des Landkreises Peter Düngen zusammen mit dem letztjährigen Preisträger August Kottmann durch den nahe gelegenen Streuobstlehrpfad. Auf einer Streuobstwiese wartete dann auf die Teilnehmer Köstlichkeiten der Familie Kottmann aus der Küche des Gasthof Hirsch, sowie für das Fachpublikum eine kleine Obstsortenausstellung.