Pomologen-Verein e.V.
Keine Deregulierung neuer Gentechnik-Verfahren!
Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ist in Deutschland nicht zugelassen, bis auf eine Ausnahme. Dennoch begegnet uns die Gentechnik bei Futtermitteln für Tiere, bei Baumwolle für Kleidung. Lebensmittel sind in Deutschland eher versehentlich mit gentechnisch veränderten Stoffen „kontaminiert“. Mit großer Sorge verfolgen wir die hastig durchgepeitschen neuen Regelungen zur Gentechnik in der Landwirtschaft auf EU-Ebene!
Da es derzeit neben Futtermitteln hauptsächlich um gentechnisch veränderte Lifestyle-Produkte geht, scheint diese Eile nicht geboten.
Für den Klimawandel bieten die neuen und alten Gentech-Verfahren leider keine Lösung, weil sie im Grunde einen falschen Ansatz haben.
Es gibt sie auch (noch?) nicht.
In der jetzigen Zeit hilft Vielfalt, welche die Natur besser als alle Labore der Welt erzeugen kann. Die Jahrmillionen gewachsene Anpassungsfähigkeit der Pflanzen (z.B. nutzen das neuere Züchtungen von klimaangepassten Populationen in der Landwirtschaft) sollte nicht unterschätzt und die Potenziale der gentechnischen Verfahren nicht überschätzt werden.
Der PV hat mit 138 anderen Organisationen dieses Positionspapier unterschrieben.
Positionspapier zu Gentechnik-Verfahren
Es gibt auf der PV-Internetseite eine Petition von We act und noch eine Petition von Arche Noah, die große Resonanz haben und verdienen.
Zu diesem Thema ist auch der Vortrag von H.-J. Bannier „Ökolog. Apfelzüchtung statt Neuer Gentechnik CRISPR-Cas“ sehr gut geeignet:
Stellungnahme vom Vorstand des Pomologen-Vereins
Die vollmundigen Versprechen, dass GT- und NGT-Pflanzen weniger Pestizide benötigen als auch mehr Ertrag bringen, haben sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Es gibt in diesen Punkten eine Verschlechterung. In Indien führte das dazu, dass nun vom Anbau von GT-Baumwolle abgeraten wird. Und angeblich klimarettende Pflanzen sind überhaupt (noch?) nicht da. Stattdessen gibt es in den USA Äpfel, die nicht bräunen und deshalb lange frisch aussehen, selbst wenn sie es nicht mehr sind.
Der weitaus größte Teil der GT- und NGT-Pflanzen sind wie diese Äpfel Lifestyle-Produkte. Brauchen wir das? Da in Deutschland eine große Mehrheit sich gegen Gentechnik in Lebensmitteln ausspricht, kann angenommen werden, dass diese sich hier kaum zum Verkaufsschlager entwickeln könnten. Wenn es erkennbar wäre, dass dies gentechnisch veränderte Produkte sind. Aber genau das soll sich auf Betreiben der Industriellen Landwirtschaft ändern. Die Kennzeichnungspflicht von gentechnisch veränderten Pflanzen soll erheblich verwässert, womöglich komplett ausgehebelt werden. Wenn die EU-Kommissionsvorschläge sich durchsetzen würden, wüssten wir nicht mehr, was auf den Tisch kommt. Wahlfreiheit ade! Der Kommissionsvorschlag ist ein kompletter Bruch mit dem Vorsorgeprinzip der EU.
GT und NGT würden nicht kennzeichnungspflichtig sein, bis zu einer willkürlich angenommenen Anzahl von 20 GT-Veränderungen in einer Pflanze. Unter dieser Zahl liegen nahezu alle derzeit existierenden GT- und NGT-veränderten Nahrungsmittel.
NGT (neue Gentechnische Verfahren wie z.B. CRISPR-CAS soll anders als die „alte“ Gentechnik noch kaum nachweisbar sein. Sie gilt als präzise und deshalb harmlos, allerdings sind mit den neuen Gentechnischen Verfahren weitaus umfangreichere Eingriffe in den eigentlich sehr gut gegen Einflüsse geschützten Bereich des Genoms möglich geworden.
Es besteht die Gefahr, dass der gesamte Bio-Bereich zu Grabe getragen wird. Bei Bio galt bislang etwas verkürzt gesagt, dass alle Züchtung in der Natur und nicht im Reagenzglas stattfinden soll. Leider sind einige Bio-Akteure hier nicht so ganz standfest, sehen sie ihre Felle davonschwimmen und heulen jetzt mit den Wölfen, um nicht unterzugehen?
Der Bio-Bereich hat noch zu wenig eigene Züchtung. Ein Grund mehr, hier vermehrte Anstrengungen zu unternehmen, aber die Zeit ist knapp. Wie Äcker mit Biopflanzen vor gentechnischen Verunreinigungen aus der Nachbarschaft geschützt werden sollen, ist ungeklärt. Das Verursacherprinzip wäre ausgehebelt. Kosten würden womöglich die Bio-Betriebe selbst tragen müssen.
Ein weiteres riesiges Problem ist die derzeitige Praxis bei der Vergabe von Patenten. Mit der Deregulierung der Gentechnik wird eine Ausweitung von Patenten auch auf konventionell erzeugte Pflanzeneigenschaften möglich.
Die Anbauverbände Demeter, BÖLW, Bioland, Naturland und viele weitere haben kritische Stellungnahmen veröffentlicht, die ABL hat ein dickes Aktionspaket geschnürt, aber noch ist der Aufschrei in der Bevölkerung nicht stark genug ins Rollen gekommen und schon ist es eben mal auf die Schnelle in der EU in die Wege geleitet?
Sabine Fortak für den Vorstand
Quellenangaben: Bitte die gekennzeichneten Links anklicken.
„Standards der Obstbaumpflege“
Empfehlungen für eine fachgerechte Pflege großkroniger Obstbäume
Das Regelwerk „Standards der Obstbaumpflege“ ist im Online-Shop des Pomologen-Vereins erhältlich.
Streuobstwiesen mit ihren großkronigen Obstbäumen erfahren eine neue öffentliche Beachtung und Wertschätzung. Als Reaktion auf den gravierenden Rückgang der Bestände werden vermehrt Streuobstwiesen neu angelegt und alte Obstbaumbestände wieder in Pflege genommen – oft unterstützt durch Förderprogramme. Allerdings können diese Bemühungen nur erfolgreich sein, wenn die dafür erforderlichen Pflanz-, Pflege- und Schnittarbeiten fachgerecht ausgeführt werden.
Die hier vorliegenden Standards der Obstbaumpflege formulieren Mindestanforderungen an eine fachgerechte Pflege großkroniger Obstbäume. Sie reichen von der Pflanzung über die Pflege und den Aufbauschnitt von Jungbäumen bis zu unterschiedlichen Pflege- und Schnittarbeiten an Ertrags- und Altbäumen – immer unter Berücksichtigung ihrer besonderen Eigenschaften als Kulturpflanzen.
Das Werk wendet sich an Obstbaumpfleger:innen, Kommunen, Behörden, Verbände und auch an Privatpersonen – somit an alle, die Pflanz- oder Pflegearbeiten an Obstbäumen ausschreiben, ausführen oder abnehmen.
Die Standards werden ergänzt durch einen ausführlichen Anhang, der die Anforderungen an eine gute fachliche Praxis bei der Pflege großkroniger Obstbäume begründet und erläutert. Weitere Anhänge regeln den Aufbau einer Oeschbergkrone oder geben Hinweise für die Ausschreibung von Pflegearbeiten an Obstbäumen. Ein umfangreicher Katalog von Musterleistungsbeschreibungen erleichtert die Erstellung von Ausschreibungstexten und Leistungsverzeichnissen. Detaillierte Checklisten bieten Hilfestellungen für die Überprüfung und Abnahme ausgeführter Arbeiten. Abschließend werden in einem umfangreichen Glossar alle in der Obstbaumpflege relevanten Begriffe definiert und erläutert.
Handlungskonzept Streuobst Thüringen
Fachliche Standards zur Pflanzung und Pflege für die Eingriffsregelung und Förderung
Aktuell wurde vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz in Form einer 100-seitigen Broschüre ein Handlungsleitfaden herausgegeben, der erstmals Standards für den Umgang mit Streuobstwiesen vorgibt.
Die Initiative hierzu ging ursprünglich von Michael Grolm, dem Betreiber der Obstbaumschnittschule in Erfurt aus, der die Erstellung des Handlungskonzeptes bei einem Gespräch im Thüringer Ministerium anregte. Durch dessen ehrenamtliches Engagement und Fachwissen konnte nun das umfangreiche fachlich fundierte Handlungskonzept für die Planung, Pflege und den Erhalt von Streuobstwiesen, an dem auch die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und die Grüne Liga Thüringen mitwirkten, erscheinen. Entstanden ist ein wertvolles Werk mit der Beschreibung fachlicher Standards zur Pflanzung und Pflege von Streuobstbeständen, das zudem ein fundiertes Wissen zum Schutz von Streuobstwiesen vermittelt und auch zuständigen Behörden als praktikables Instrument dienen kann.
Die Broschüre behandelt folgende Themen:
- Begriffsbestimmung und gesetzlicher Schutz von Streuobstwiesen
- Anlage von Streuobstwiesen
- Bestandspflege der Obstgehölze
- Grünlandnutzung des Unterwuchses
- Sanierung und Revitalisierung von Streuobstbeständen
- Streuobstwiesen zur Kompensation in der Eingriffsregelung
- Förderangebote für Streuobstwiesen in Thüringen
Broschüre als PDF herunterladen
» Publikationsverzeichnis Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz
Kulturpflanzenvielfalt muss Gemeingut bleiben!
Zum „Internationalen Tag der biologischen Vielfalt“ am 22. Mai veröffentlicht der „Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt“ seine Beschreibung dessen, was Kulturpflanzenvielfalt eigentlich ausmacht.
Vollständige Pressemitteilung
Beschreibung der Kulturpflanzenvielfalt
Infoblätter zum Thema „Pflege von Streuobstwiesen“
Die Stadt Großbottwar versucht durch verschiedene Maßnahmen, die Streuobstwiesen auf ihrer Gemarkung zu erhalten und ihren Zustand zu verbessern. Dazu gehören z. B. Schnittgut-Sammelaktionen, ein Schnittkurs für Anfänger und, mithilfe von Hans-Thomas Bosch, die Suche nach historischen Obstsorten. Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit dem Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg, dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein und dem Fachwartverein Ludwigsburg durchgeführt.
Über ihre Internetseite stellt die Stadt den Bürgern zusätzlich verschiedene Informationen und Links zum Thema Streuobst zum Abruf bereit. Dazu gehören drei Infoblätter, die eventuell auch für auswärtige Streuobstwiesenfreunde von Interesse sein könnten.
Die Info „Baum- und artenschutzgerechter Mistelschnitt in Streuobstbeständen“ fasst die Maßnahmen zur Beseitigung von Misteln auch grafisch zusammen. Dabei wurden die Belange des Baumschutzes und des Artenschutzes berücksichtigt.
Die Info „Wiesenpflege in Streuobstbeständen mit Motorgeräten – welche Technik verträgt die Natur am besten?“ bewertet die Auswirkungen verschiedener Pflegemethoden bei der Wiesenmahd auf Flora und Fauna auf der Basis wissenschaftlicher Publikationen. Die Ergebnisse wurden in einer Tabelle zusammengefasst.
Eine weitere Info mit dem Titel „Habitatbäume in Streuobstwiesen – Jungbäume pflanzen ist wichtig, Altbäume erhalten auch!“ beschäftigt sich mit der Bedeutung von Alt- bzw. Habitatbäumen für die Fauna. Oftmals werden die „Alten“ beseitigt, damit die „Jungen“ gepflanzt werden können. Die „Alten“ sind für den Artenschutz wichtig, aber genauso für den Erhalt alter Sorten und ihres genetischen Potenzials. Die Pflanzung von Jungbäumen neben Altbäumen kann eine Lösung für diesen Konflikt sein.
Die 3 Infoblätter sind auf der Internetseite der Stadt Großbottwar abrufbar unter:
» https://www.grossbottwar.de/seite/487393/allgemeine-infos.html
Wer kennt sie noch, die alten Sorten ?
Fast unmerklich verschwinden seit Jahrzehnten die Obstbäume aus Gärten und Wiesen unserer Landschaft. Mit ihnen verschwinden viele der alten Sorten, die von unseren Vorfahren genutzt, sorgsam gehütet und vermehrt wurden. Wer kennt noch den Prinzenapfel, die Kirkes Pflaume, die Muskateller Birne oder die Kirsche Königin Hortense?
Mit ihnen sind auch wertvolle Eigenschaften wie z.B. Krankheitsresistenzen unwiederbringlich verloren. Die Spezialisierung des Handels auf einige wenige Standardsorten beschleunigt den Verlust der genetischen Vielfalt. Dies geht einher mit dem Verschwinden des selbstangebauten Obstes von unserem Speisezettel als eine Folge vereinheitlichter Supermarkt-Früchte.
Obstsorten sind ein lebendiges Kulturerbe, das wir erhalten wollen. Über 20 Jahre Pomologen-Verein e.V. haben sich gelohnt: Unsere Mitglieder konnten viele Sorten erhalten, neue Pflanzungen anlegen und das Wissen weitergeben.
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Obstbau-Geschichte
Herbert Ritthaler hat einen geschichtlichen Abriss zusammengestellt, den er leicht abgeändert der Broschüre Pfälzer Obstkultur (erhältlich in unserem Online-Shop) entnommen hat.
Die Obstbau-Geschichte im Überblick als PDF (218 KB)