Auf Menschen, die Äpfel in Rote und Grüne unterteilen, Renette nur für einen weiblichen Vornamen und einen Rambur für die Fortsetzung eines Action-Films mit Sylvester Stallone halten, mag es sehr kurios wirken, dass andere Menschen Kerne aus diesen Früchten herauspulen und feststellen, dass zwei kaum unterscheidbare Äpfel verschiedenen Sorten angehören … kurzum merkwürdige Menschen, vielleicht sogar ein wenig verrückt.
Nun stelle man sich einen Ort vor, an dem hunderte solcher Obst-Begeisterter zusammenkommen, mit tausenden von Früchten in schier unzähligen Sorten und Variationen, mit Namen wie Pineau de Villeneuve, Szentesi Rosza, Gros Bon, Poire de Saintonge, Tiefäugling, oder Renette von Niers …, ach ja Renette von Niers, da war doch was: Die Sorte gilt am Niederrhein, wo der Bach Niers verläuft, als verschollen. Doch in Nordfrankreich an der Somme, Frontverlauf im Ersten Weltkrieg, wurden im Zuge der Reparationsleistungen Deutschlands an Frankreich auch Obstbäume vom Niederrhein gepflanzt. Diesem Zufall ist es zu verdanken, dass die Renette von Niers nun 100 Jahre später wieder an den Niederrhein zurückkehren kann.
Diese kleinen Geschichten sind es, die die Europom zu solch einem interessanten Ort machen und der Umstand, dort mit so vielen verrückt-begeisterten Menschen aus vielen Ländern in herzlichem Austausch zu stehen. Ein schönes Beispiel für europäische Integration in der Tradition einer Pomologie, die schon seit vielen Generationen Reiser und Kenntnisse zwischen Atlantik und Schwarzem Meer miteinander teilt.
In diesem Jahr fand die Europom am letzten Oktoberwochenende in La Rochelle an der französischen Atlantikküste statt. Gastgeber waren die Croqueurs de Pommes anlässlich des 45. Jubiläums des französischen Verbandes, vertreten mit einer Vielzahl an Regionalverbänden. Daneben waren Teilnehmer aus Ungarn, Tschechien, Luxemburg, Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und Österreich vertreten. Für Deutschland nahmen „Hochstamm Deutschland“ und der Pomologen-Verein teil.
Für das kommende Jahr ist der Gastgeber nach derzeitigem Stand die Nationale Boomgardenstichting Belgien.
J.O.